Rückschau auf die letzten 2 Jahre mit der K.O,Y-Tastatur
Was ist in den letzten 2 Jahren diesbezüglich passiert? Wie war der Lernprozess, die Entwicklung, gab es Stolpersteine? Was hat sich bewährt, was wurde verworfen? Wie lautet das Fazit?
Fazit
Um es nicht zu spannend zu machen, der Lernaufwand hat sich gelohnt und ich schreibe jetzt diesen Text relativ flüssig ohne auf die Tastatur zu schauen! Aus meiner jetzigen Erfahrung ist es nie zu spät, es zu lernen. Wer also noch nicht blind auf der Tastatur schreibt, los geht’s!
Rückschau
Die erste Hürde stellt das Erlernen der einzelnen Tasten dar, dabei helfen die zitierten Lernprogramme. Ich empfehle dazu KTouch mit den von mir erstellten Lektionen oder alternativ Tipp10-Online in Kombination mit meinen Lektionen für KTouch. In Tipp10-Online kann man ebenfalls eigene Lektionen hinzufügen, aber da KOY bisher nicht nativ unterstützt wird, sollte man die Bildschirmtastatur deaktivieren und bereits wissen, welche Tasten man mit welchem Finger tippt. Die Übungstexte zum Erlernen der Buchstaben kann man sich aus der XML-Datei kopieren, oder sich eigene Texte generieren. Später, wenn die wesentlichen Buchstaben sitzen, kann man wunderbar mit Tipp10-Online üben, welches schon viele Beispieltexte in Deutsch und Englisch mitbringt. Ich habe selbst etwa 1,5 Monate 20-30 Minuten täglich geübt. Danach habe ich es in meinen Arbeitsalltag integriert und seit dem schreibe ich erfolgreich mit KOY. Die ersten 2-3 Wochen waren noch etwas haklig, aber danach hatte ich etwa das ursprüngliche Schreibtempo erreicht. Inzwischen schreibe ich etwas schneller als zuvor aber wenigstens blind. Das anvisierte Tempo habe ich noch nicht erreicht und das hat wahrscheinlich 2 Ursachen. Erstens habe ich nach der Übernahme in den Alltag nur noch selten und später gar nicht mehr dediziert geübt. Ich denke das ist notwendig, um sich weiter deutlich zu steigern. Man sollte gängige Wörter wieder und wieder schreiben, bis sie magisch aus den Fingern fließen. Bei manchen Worten, die ich als Entwickler sehr oft schreibe klappt das bereits, zum Beispiel const. Zweitens sollte man beim Üben den Fokus auf die Genauigkeit legen, und nicht auf das Tempo. Das Tempo kommt dann von allein, wenn die Sicherheit da ist. Ich habe da immer zu sehr auf das Tempo gedrückt, da ich schnell die alte Geschwindigkeit erreichen wollte. Hier muss ich nochmal nachbessern, da meine Fehlerquote noch zu hoch ist.
Es stellte sich schnell heraus, das erlernte Tastenkombinationen wie Ausschneiden und Einfügen etc. sehr problematisch werden. Man muss diese Tastenkombinationen komplett neu trainieren oder auf einen Tastaturtreiber setzen, welcher beim Druck auf Strg & Alt automatisch wieder auf QWERTZ umstellt. Für Windows gibt es da inzwischen neo2-llhk. Ich habe ein paar wenige, häufige Tastenkombinationen neu gelernt und bin dann aber einen anderen Weg gegangen. Inzwischen habe ich in allen meinen wesentlichen Editoren und IDE’s den VIM-Mode aktiviert. Das Besondere dabei ist, das man in VIM im Normal-Modus noch nicht gleich Text schreibt, sondern erst, wenn man in den Insert-Modus gewechselt ist. Somit stehen im Normal-Modus die einfachen Buchstaben(-folgen) für Kommandos zur Verfügung, und man muss nicht mehr komplexe Tastenkombinationen drücken. Die Welt der Textbearbeitung, Navigation etc. in VIM ist überwältigend. Vor allem für Blind-Schreiber ist das ideal. Natürlich sind das weitere Dinge die man lernen muss, aber es lohnt sich. Hierzu werde ich ggf. mal eine eigene Artikelserie starten.
Tastatur
Am Beginn dieser Reise war ich der Meinung ich brauche eine Tastatur mit aufgedrucktem KOY-Layout oder alternativ vielleicht eine ohne Beschriftung. Inzwischen hat sich für mich bewährt, bei der klassischen Beschriftung zu bleiben. Wenn ich normal schreibe, weiß ich, wo ich zu drücken habe. Man kommt aber immer wieder mal in Situationen, wo man im QWERTZ-Layout schreiben muss. Bei der Anmeldung, nach dem Starten von Programmen mit Administrator-Rechten etc. oder wenn mal wieder der Treiber nicht richtig greift. Da man das QWERTZ-Layout aber kaum noch schreibt, ist es gut mal nachschauen zu können, wo man drücken muß.
Besser ist es da schon, einfach in eine gute mechanische Tastatur zu investieren. Das Angebot im Netz ist groß. Eine gute preiswerte Variante ist z.B. die Lioncast LK20. Inzwischen habe ich im Büro eine Wooting One. Die Wooting-Entwickler arbeiten aktuell an der vollen Programmierbarkeit. Vielleicht kann ich da später das KOY-Layout direkt in der Tastatur verankern, ohne noch auf einen Treiber angewiesen zu sein. Ansonsten ist vielleicht das Ultimate Hacking Keyboard mal drin.
Layout-Optimierungen
Noch ein paar Worte zu weiteren Layout-Optimierungen. Es gibt ein paar Tasten die für mich persönlich schwierig zu tippen sind. Da wäre das z (QWERTZ-ü). Oft passt der Winkel nicht und ich treffe die Taste rechts daneben. Auch x und q (QWERTZ-y,-x) gehen noch relativ schwierig. Alles Andere fühlt sich richtig gut an. Nun könnte man ja noch die eine oder andere Modifikation vornehmen, um die eigenen Vorlieben oder Handicaps zu befriedigen. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich bleibe beim „Standard“ da ich sonst einen weiteren Konfigurationsaufwand auf den verwendeten Systemen hätte. Sollte ich mal eine ergonomische Tastatur oder eine Matrixtastatur unter die Finger kriegen, die voll programmierbar ist, werde ich das vielleicht nochmal überdenken.
Ausblick
Ich nehme mir vor, wenigstens einmal wöchentlich an der Genauigkeit und der weiteren Geschwindigkeitssteigerung zu arbeiten. Dann geht da sicherlich noch was. Ich habe die Tipp10-Online-Entwickler angeschrieben und um eine Ergänzung um KOY gebeten. Sollte eigentlich keine große Sache sein. Ich würde es ja auch selbst hinzufügen, aber leider ist es kein OpenSource mehr. Vielleicht erhören sie meine Bitte. Auch den Wooting-Entwicklern muss ich mal noch einen Hinweis geben. Geplant sind da momentan wohl nur 2 programmierbare Ebenen.
Hallo,
vielen Dank für diesen gelungene Forsetzung. Ich bin selber auf der Suche nach einer Tastatur gewesen, auf die ich, in meinem Fall noch NEO, installieren kann. Ich kann hier vielleicht eine alternative Aufzeigen, die erschwinglicher als das Wooting oder das Ultimative Hacking Keyboard ist:
Die Anne Pro 2 ist per QMK programmierbar und bietet bis zu 6 Layer Speicherkapazität, kostet aber nur ca 70€-85€ je nach Switch Auswahl. (Amazon hat sie auch aber teurer, bei real.de sind sie zZ so günstig, oder halt bei den üblichen Verdächtigen (banggood etc))
Ich war auch schon in der Lage das Ganze mit Bluetooth zum laufen zu bringen, was die hier beschriebenen Modelle so weit ich weiß auch nicht bieten 🙂
Grüße
Danke für den Hinweis. Bei der Anne Pro 2 fehlten mir vermutlich das ISO-Layout (vor allem die Taste für den linken Level 4 Switch) und die fehlenden echten Cursor-Tasten. Sofern die Programmierung korrekt funktioniert, wären die verzichtbar, aber leider ist das nicht immer zuverlässig der Fall. Bluetooth ist nett, aber für mich in meinen Einsatzszenarien kein Thema.
Gestern bin ich auf die programmierbare X-Bows Nature (https://x-bows.com/collections/keyboards/products/x-bows-nature-ergonomic-mechanical-keyboard) gestoßen. Da gibt es noch eine ergonomisch optimiertes Layout dazu, was im Wechsel mit einer Standardtastatur natürlich auch ein Nachteil werden kann. Es kommt auf einen Versuch an.
Außerdem bin ich erstmals auf KMonad (https://github.com/david-janssen/kmonad) aufmerksam geworden. Damit bekommt man die volle Funktionsvielfalt wie über die QMK-Firmware in Software hin. Ich habe in meinem Github-Fork mal ein an KOY angepasstes Layout erstellt. Unter Linux funktioniert das fabelhaft. Damit bekommt man die Modifier sehr schön auf die Grundreihe bzw. dichter ran, was genial ist! Ich bin gespannt, ob das auch in meinem beruflich genutzten, problematischen (weil komplexen) VM-Szenario funktioniert.
Viele Grüße